Katzhagen - Archiv - August 2010


Besuch beim Vorbild - Eine Fahrt ueber die Bernina

Sonntag, 18. Juli 2010, 08:14


Der Zubringer von Davos nach Filisur - als nette Ueberraschung mit Ge4/4 II Thusis 612. Die faehrt auch daheim im Garten - nur etwas kleiner und noch in gruen.

Auch ein alter Bekannter - 2.Klasse Einheitswagen Typ II
Retro-Tour
Meine letzte Fahrt mit der RhB lag mehr als 30 Jahre zurueck - zumindest die mit der grossen RhB. Nachdem es jahrelang nur das Modell zu sehen gab, musste es nun sein: Ein Besuch in Graubuenden.
Eine Platzreservierung per Internet fuer den Bernina Express hinunter nach Tirano (und zurueck) gelang problemlos, nur der Kauf eines Billets wollte auf diesem Wege nicht gelingen - die IT bei der RhB streikte. Also wurde ein Billet am Schalter in Davos-Platz erworben und die Fahrt konnte beginnen...
Ich kannte die Strecke von Filisur ueber Bever, Pontresina und Poschiavo nach Tirano noch nicht - ausser von Bildern in den einschlaegig bekannten Medien.
Ich mache es kurz: Es war atemberaubend.
Ende der Prosa, hier sind die Eindruecke:


Eher wolkig denn nebuloes - Berg in Wolken zwischen Davos und Filisur.


Der Zug, der zuvor auf dem nun unbesetzten Gleis stand ist gerade davongebraust - Filisur ist eindeutig eine Umsteigebahnhof.
Nicht nur die Zuege wechseln sich an diesem Morgen ab - Sonne und Wolken kaempfen um die Vorherrschaft.



Das Bahnhosgebaeude mit den bekannten Glocken, welche ankuendigen, aus welcher Richtung ein Zug kommt. Der Bahnsteig scheint kuerzlich einer Generalueberholung unterzogen worden zu sein.


Bernina Express mit den Stadler Panoramawagen bespannt mit Ge 6/6 II 706 bis Pontresina trifft in Filisur ein - Wagen Nr. 3 mit den reservierten Sitzplaetzen ist schnell gefunden.


Die Sonne scheint sich durchsetzen zu wollen - ein Stueck hinter Berguen.


Fotografieren aus dem fahrenden Zug heraus mit spiegelnden Scheiben ist ein interessantes Unterfangen. Zum Glueck geben die Fenster der Panoramawagen ein grosszuegiges Blickfeld frei. Hier auf eine der zahlreichen, teils an den Hang geklebten Bruecken.


Ein reichlich bemessenes Platzangebot und die grossen Fenster, die hier den Blick auf eine weitere Bruecke freigeben, sorgen auf der etwa dreistuendigen Tour fuer eine sehr angenehme Fahrt.


In Wolken gehuellte Gipfel und bestes Wetter kurz vor Pontresina.


In Pontresina wird die Ge6/6 II gegen zwei ABe 4/4 III wegen einer bis Tirano anderen Spannungsversorgung ausgewechselt.


Auf dem Weg zwischen Pontresina und dem Bernina Pass - schneebedeckte Gipfel.


Gleich ist die Passhoehe erreicht. Der Lago Bianco mit der Station Ospizio Bernina.


Die bekannte Kurve bei Alp Gruem - da sage noch einer, Modellbahnradien seien albern...


Wasser in zwei seiner Aggregatzustaende - fest und fluessig.
Natur...

Auf der Fahrt durch die Berge ist Wasser allgegenwaertig. Entweder in Form kleiner Rinnsale und Baeche oder auch als See und nicht zuletzt (auch im Sommer) als Schnee. Vielerorts stuertzt es in Form eines Wasserfalls vom Berg hinab, um sich - wie links auf dem Bild zu sehen - weiter unten in einem See zu sammeln.
Bei diesem See suedlich der Alp Gruem hat man schon "in grauer Vorzeit" an regenerative Energien gedacht und ein Wasserkraftwerk gebaut (was im Bild allerdings nicht zu sehen ist).
Die vielerorts zu beobachtende gruenlich-weisse Faerbung des Wassers basiert auf Sedimenten, die vom hinabrauschenden Wasser auf seinem Weg ins Tal mitgerissen werden.

Hatte ich zuvor - aufgrund des Skisports - geglaubt, ich wuesste wie Berge aussehen, so sah ich mich nun bei der Fahrt ueber die Bernina eines Besseren belehrt. Es gibt wohl immer noch eine Steigerung !

... und Technik

Eins muss man der Rhaetischen lassen: Es ist alles wunderbar sauber und in bestem technischen Zustand. Man fuehlt sich rundherum wohl und gut aufgehoben.
Enttaeuschend war, dass der Zug auf der langen Tour keinen Speisewagen mitfuehrte. Aergerlich war es dann, als der Magen knurrte und das "Service"waegelchen des Zugbegleiters nur noch zwei trockene Broetchen vom Vortag und eine Packung Wurst mit abgelaufenem MHD bereit hielt. Diesen Service koennte man sicherlich verbessern...


Wiesen, Waelder, Berge - alles dabei. Als wenn das Modell fuer das Vorbild gedient hatette ...


Nicht nur bei Alp Gruem ist es eng - solche Passagen, wie hier kurz vor der Einfahrt in Puschlav, finden sich haeufig auf der Berninastrecke.


Ein Blick ins Puschlav oberhalb von Poschiavo. Hinter dem See geht es dann hinab nach Brusio und weiter nach Tirano. Dieses Panorama verdeutlicht die fuer den Zug zu ueberwindenden Hoehenunterschiede recht klar.


Ein Blick auf Poschiavo mit seinem drei Kirchtuermen. Der italiensche gepraegte Eindruck dieser Stadt ist nicht zu uebersehen.


Der See suedlich von Poschiavo kurz vor der Station Mira Lago - der Name ist wohl selbstsprechend...


Nach der Station Brusio folgt das bekannte Kreisviadukt, welches zur Ueberwindung eines Hoehenunterschieds auf kleinster Flaeche dient. Lange Zuege unterfahren hier ihr eigenes Ende...


... und das Gleiche nochmal von unten. Zweckmaessigkeit und Schoenheit schliessen sich bei den Bahnbauten der RhB nicht aus.


In Tirano angekommen - werden die Triebwagen umgesetzt, um kurze Zeit spaeter den naechsten Zug zurueck ueber die Bernina nach Norden zu bringen.


Hinreichend Rollmaterial fuer Rangierspiele und zur Bereitstellung fuer weitere Zuege im Bahnhof des italienischen Tirano. Mittagshitze bei 35C.


Allegra ! Die erst kuerzlich in Dienst gestellten neuen Triebzuege der RhB machen optisch (aussen wie innen) einen sehr guten Eindruck. Auch technisch bringen Sie eine Vereinfachung des Betriebes mit sich, da sie aufgrund der technischen Ausstattung sowohl mit der Wechselspannung des Stammnetzes als auch mit der Gleichspannung der Berninastrecke fahren, womit ein Lokwechsel in Pontresina entfaellt.

Eine mehr als empfehlenswerte Tour - sowohl fuer Bahnenthusiasten als auch fuer Naturliebhaber.

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