PCL3 Drucker unter VMS - die Quadratur des Kreises
(Oder: Isser nu voellig verrueckt ?)
Nie wieder !
... etwas anderes als Postscript
Da war es nun passiert, das alte FAX-Geraet war den Gang alles Irdischen
gegangen und es musste ein Ersatz her. Es war die Zeit, als die ersten
Multifunktionsgeraete erschwinglich wurden. Die Moeglichkeit, farbig
drucken, kopieren und faxen sowie scannen zu koennen, erschien verlockend...
Es wurde ein HP PSC2510 beschafft - wohlwissend, dass es mit dem Drucken
von einer VMS-Maschine aus, die eher Postscript spricht, wohl schwierig
mit einem PCL3-orientierten Ausgabegeraet aus der PC-Welt sein wuerde.
Dass aber zunaechst weder das Kopieren, noch das FAXen oder Drucken moeglich war, lag nicht an VMS sondern vermutlich an HP bzw. der mangelhaften Endkontrolle des Geraetes - es liess sich nicht einmal einschalten. Eine Sichtpruefung ergab, dass das Display nicht richtig eingesetzt war und dass das Oberteil des Geraetes offenbar auch falsch montiert war.
Um sachlich bleiben zu koennen, verzichte ich auf die Beschreibung des Zerlegens ... im Inneren des Geraetes fand sich ein Flachbandkabel, welches offenbar an das Display gehoerte, dort aber nicht angeschlossen war, weil zu kurz fuer falsch montiertes Oberteil. Also Oberteil und Display richtig eingesetzt, Kabel eingesteckt und.... siehe da: Das Geraet erwachte !
HP PSC2510
Das Kopieren und FAXen bedarf keiner weiteren Erwaehnung, dazu braucht man
ja keinen Rechner... Aber das Scannen und Drucken... Was soll man unter
VMS mit der mitgelieferten CD fuer Windows/MAC ?? Und wozu braucht man
ueberhaupt "Software" fuer einen Drucker ??? Das kratzte an meinem
VMS-lastigen Verstaendnis von Printer Queues und Setup Modules...
Die erste Herausforderung
war das Einbinden des PSC2510 in das heimische Netzwerk. Dummerweise
liess sich eine IP-Adresse trotz eigentlich hierfuer geeigneter Tastatur
am Geraet nicht mittels dieser eintragen. Dem Geraet musste diese per Kabel
und Browser von Ferne eingetrichtert werden - was zunaechst die temporaere
Umstellung des Netzes auf einen anderen Adressraum erforderlich machte. Super.
Mit Abschluss dieser weniger schwierigen (aber ueberfluessig umstaendlichen)
Uebung des Einbindens in das Netzwerk, war auch gleich das Thema des Scannens
erledigt - der im PSC2510 integrierte Webserver ermoeglichte das Scannen
per HTTP.
Die naechste Herausforderung
war auch keine wirkliche - auf den ersten Blick zumindest nicht... denn das Drucken von reinen Textfiles funktionierte per FTP auf Anhieb. Also wurde eine Queue aufgesetzt und auch hiermit funktionierte das Drucken - aber oh Schreck... der Drucker hatte ein gaenzlich anderes Verstaendnis von Umlauten als VMS mit seinem multinational characterset ! Ich hatte mal etwas von "codepages" gehoert... diese Huerde konnte recht elegant unter Verwendung der VMS ICONV utility genommen werden. Deren Verwendung ist in der unten verlinkten Anleitung im dort enthaltenen command file beschrieben.
Die ultimative Herausforderung
stellte das Drucken von Bilddaten dar. Nach ein wenig Forschung und ersten klaeglich gescheiterten Versuchen sollte es fast ein Jahr dauern, bis ich mich diesem Thema ernsthaft widmete.
Ghostscript (eine Software zur Anzeige, Verarbeitung und Konvertierung von Postscriptdaten) wurde als Basis fuer das Vorhaben ausgewaehlt. Da es aber keine Ghostscript Images fuer meine EDV-Landschaft gab und sich die Sources auch nicht "einfach so" kompilieren und linken liessen, musste zunaechst ein "make"-artiges tool her. Die Wahl fiel auf MadGoats MMK (was DECs Module Management System sehr aehnelt). Doch auch das musste zuanechst installiert und konfiguriert werden.
MMK wurde auf Ghostscript losgelassen und natuerlich stand Murphy Pate. Die ueblichen Verdaechtigen... falsche oder fehlende Referenzen fuer diese Compilerversion oder schraege Deklarationen... Nach Anpassung des Codes fiel dann irgendwann ein Ghostscript Image auf die Platte und war auch in der Lage, PS in PCL3 zu verwandeln - nur mochte das der Drucker nicht wirklich. Die so gedruckten Bilder sahen aus, wie aus der Zeitung vom 17.11.1858...
Es vergingen weitere Nachtschichten, bis aus Postscript endlich fuer den PSC2510 umfaenglich geeignetes PCL3 wurde.
