DeskTop Publishing
Spreu und Weizen...
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Interleaf - Kleine Historie
Die 1981 gegruendete Firma Interleaf befasste sich mit Software Produkten zur Erstellung technischer Publikationen und den damit einhergehenden Verteilungsprozessen. Beim anfaenglichen Produkt des Hauses Interleaf, TPS, handelte es sich um das erste kommerzielle Dokumentenverarbeitungssystem, welches Text- und Grafikerstellung sowie -bearbeitung verband und eine zuvor unbekannte WYSIWYG ("what you see is what you get") Ausgabe am Bildschirm in quasi Schriftsatzqualitaet lieferte.So ist es auch nicht verwunderlich, dass Interleaf ebenfalls Vorreiter in den Bereichen Dokumenten Management und Electronic- sowie Web-Publishing war.
Kurz nach dem Boersengang der Firma im Juni 1986, der einen Erloes von $24.600.000 erbrachte, wurde TPS Anfang der 90er zu "Interleaf 5". Die letzte Version lag in Form von "Interleaf 7" vor und war in vielen verschiedenen Sprachen inklusive einem japanischen Text Layout verfuegbar.
Die "Active Documents" Funktionen, die ab "Interleaf 5" bei den Text- und Grafikerstellungen sowie -bearbeitungen verfuegbar waren, gaben Autoren zum ersten Mal die Moeglichkeit, alle Elemente eines Dokuments zu programmieren und auch programmgesteuerten Zugriff (per LISP) auf quasi ALLE Elemente, Strukturen und Softwarefaehigkeiten eines Dokumentes zu nehmen.
Anfang des Jahres 2000 kaufte Braodvision die Firma Interleaf und fuehrte die Entwicklung der Technical Publishing Software fort. Diese wird heute unter dem Namen QuickSilver vermarktet und liegt 2010 in der aktuellen Version 3.5 vor.
Die Funktionen und deren Evolution
Inspiriert durch Xerox Star und Apple Lisa veroeffentlichte Interleaf sein erstes Produkt 1985. Hierbei handelte es sich um TPS (Technical Publishing Software), welches es Autoren auf einzigartige Art und Weise ermoeglichte, ihre Texte und technischen Grafiken auf einem Bildschirm zu kreieren, der die Seite exakt so, wie auf dem mit einem Laserdrucker erstellten Ausdruck zeigte. TPS war ein netzwerkfaehiges System zur Erzeugung von integrierten Text-und-Grafikdokumenten, welches urspruenglich zur Veroeffentlichung von technischen Dokumentationen entwickelt wurde. Geruechten zufolge war das US Militaer der initiale Auftraggeber.Persoenlicher Arbeitsbereich mit Schubladen, Ordnern und Dokumenten sowie der Systembereich mit gruppierten Vorlagensammlungen
Moderne Textverarbeitungssysteme bieten zuvor genannte Moeglichkeiten zwar mittlerweile bis zu einem gewissen Grad, aber zur damaligen Zeit waren diese Moeglichkeiten derart bahnbrechend, dass sich die Verschraenkung (interleaving) von Text und Grafik im Firmennamen niederschlug. Bemerkenswert war auch die Faehigkeit von TPS, immens umfangreiche technische Dokumentationen aus den entsprechenden Abteilungen grosser Firmen zu handhaben.
Die Folgeversionen beinhalteten eine instantane automatische Aktualisierung von Seitennummerierungen, Referenzobjekten in anderen Dokumenten, verbesserte Grafikfaehigkeiten, die automatische Generierung eines Index und Inhalts- verzeichnisses, Silbentrennung und Gleichungen sowie "Mikrodokumente", die es erlaubten, als rekursiv voll funktionale Elemente in beliebige andere Dokumente eingebunden zu werden.
Nach dem Kopieren der Vorlagen in ein Dokument koennen diese den Anforderungen entsprechend geaendert und programmatisch referenziert werden.
TPS kann als strukturierter Dokumenten Editor betrachtet werden, da Dokumente intern als ein Satz von Elementklassen behandelt werden, von denen jede einen Satz von Eigenschaften besitzt. Klassen koennen allgemeine Elemente eines Dokuments wie z.B. Textkoerper, Paragraphen, Titel, Untertitel und Beschriftungen bzw. Legenden etc. beinhalten. Auch koennen Autoren beliebige Saetze von Elementen erzeugen und diese als wiederverwendbare Vorlage speichern.
Wird die Eigenschaft einer Klasse, wie bspw. die Fontgroesse geaendert, schlaegt dieses automatisch auf jede Instanz dieser Klasse in saemtlichen verknuepften Dokumenten durch. Eine hierdurch bedingte Veraenderung der Seitenwechsel behindert den Autor beim Schreiben nicht, eine Aktualisierung des Bildschirms erfolgt instantan - inklusive evtl. vorhandener Querverweise.
Geometrische Figuren und andere Formen als Gestaltungsgrundlage
Beliebig zu veraendern und zu verbinden, um dann skaliert, gestreckt, gespiegelt, geschert, gefuellt oder auf andere Art und Weise modifiziert zu werden.
Der strukturierte Aufbau der Dokumente ermoeglicht das an Bedingungen geknuepfte Zusammenstellen von Dokumentensaetzen, basierend auf vom Autor gesetzten Markierungen. Bspw. nutzen Maschinenhersteller dieses Feature, um bestimmte Paragraphen mit den Modellnummern ihrer Produkte zu markieren, um somit modellspezifische Dokumentationen basierend auf einem einzigen Dokumentensatz herausgeben zu koennen.
Dass Interleaf strukturierte Dokumente erzeugte, ermoeglichte Anfang der 90er die Einfuehrung der mit "Active Documents" verbundenen Features. So wie heute Entwickler mittels JavaScript in die Lage versetzt werden, Web-Anwendungen mit Funktionalitaeten und einer gewissen "Intelligenz" zu versehen, so wurden Ingenieure und Autoren mittels LISP in Interleaf mit aehnlichen Funktionen fuer ihr Dokumentensystem ausgestattet. Jegliches Dokument kann mit neuen "Methoden" (Faehigkeiten) ausgestattet werden, womit es auf Veraenderungen seines Inhalts oder seiner Struktur geeignet reagieren kann. Typische Anwendungen sind Dokumente, aufgrund deren Inhalts automatisch Tabellen oder Diagramme generiert und aktualisiert werden sowie Seiten die sich aufgrund von Datenbankzugriffen oder anderen Quellen selbst aktualisieren und Systeme, welche dynamisch Seiten erzeugen, um einen Benutzer durch komplexe Prozesse zu fuehren (z.B. durch das Ausfuellen von Versicherungsformularen). Beim Zukauf entsprechender Module (z.B. Mathematik, Architektur oder Elektrotechnik) konnten diese Features z.B. bei Schaltplaenen oder Bauzeichnungen besonders effizient genutzt werden.
Veraendert man bspw. die Widerstandswerte, aendern sich automatisch die davon abhaengigen Spannungen - existiert eine Dokumentation, aendern sich dort automatisch die entsprechenden Referenzen.
Basis fuer die Netzwerkfaehigkeit der oben beschriebenen "Active Documents" Funktionen ist der Interleaf Relational Document Manager (RDM), der eines der ersten Dokumentenmanagement Systeme war und Ende der 80er Jahre in die Interleaf Produkte integriert wurde. RDM benutzt eine relationale Datenbank, um die Elemente von umfangreichen und komplexen Dokumentensaetzen und deren Versionen zu verwalten. Dieses gestattet eine Teamarbeit von Autoren und Redakteuren, indem Dokumente beim Beenden einer Sitzung "eingechecked" und zu Beginn einer neuen Bearbeitung wieder "ausgechecked" werden. Hierdurch stellt RDM sicher, dass Bearbeiter immer an der neuesten Version eines Dokumentes arbeiten, selbst wenn diese zwischenzeitlich durch andere oder durch Automatismen veraendert wurde.